Die Anwendung „Agiler Innovationsprinzipien“ in „agileTRIZ“


Die Anwendung der TRIZ–Methoden und –Werkzeuge zur Analyse der Ausgangssituation, die Lösung von Widersprüchen und die Entwicklung neuer innovativer Produkte kann oft schwierig und zeitaufwendig sein. Die Effizienz von TRIZ hängt stark von der Komplexität und Vollständigkeit des Problems und der TRIZ-Erfahrung der Lösungssucher ab.

In Innovationsprojekten werden häufig „Agile Methoden“ eingesetzt, um neue Produkte schnell und effizient in einem iterativen Entwicklungszyklus zu entwickeln. Dieses Vorgehen erlaubt es, schnell erste technische Lösungen bereitzustellen und die Produktentwicklung in kleinen Schritten zu ermöglichen, um den Aufwand der vorausschauenden Planung und Konstruktion zu minimieren.

Was bedeutet „Agilität“ im Innovationsprozess heute?


Agilität ist die Fähigkeit einer Organisation, flexibel, aktiv, anpassungsfähig und mit Initiative in Zeiten des Wandels und Unsicherheit zu agieren.

Wann werden agile Methoden eingesetzt?


Allgemein kann man sagen: „Je komplexer das Problem, desto erfolgversprechender ist der Einsatz agiler Methoden und –Werkzeuge!“ Agilität kann jedoch nicht als Allheilmittel gesehen werden. Es zeigt sich, dass ein höherer Grad an Agilität im komplexeren Umfeld mit unsicheren Ursachen – Wirkungszusammenhängen vorteilhaft eingesetzt werden kann.

Wie ist unter diesen Umständen „agileTRIZ“ zu sehen?


agileTRIZ beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung spezifischer TRIZ-Methoden und -Werkzeuge, die die Innovationsfähigkeit der Entwickler und Produktdesigner verbessern und die Anwendung der TRIZ-Methoden und -Werkzeuge für die Entwicklung erleichtern soll.

agileTRIZ verfolgt weiterhin das Ziel die Agilität (die Beweglichkeit und Flexibilität) im erfinderischen Problemlösungsprozess zu erhöhen. Es werden TRIZ-Methoden flexibler und schlanker gemacht mit dem Ziel die Effektivität (die richtigen Dinge tun) und die Effizienz (die Dinge richtig tun) zu erhöhen.

Dabei werden die Werte des agilen Manifests bei der Anwendung agiler TRIZ-Methoden angewendet.

  1. Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Tools;
  2. Ein funktionierendes Produkt ist wichtiger als umfangreiche Dokumentation;
  3. Kooperation mit Projektbetroffenen ist wichtiger als Vertragsverhandlungen;
  4. Reaktion auf Veränderung ist wichtiger als Verfolgung eines festgelegten Plans;

Welche TRIZ-Methoden und –Werkzeuge eignen sich im agilen Innovationsumfeld?

Die Anwendung „Agiler Innovationsprinzipien“


Innovationsprinzip 15: Dynamisierung


Beschreibung:

  • Die Kennwerte des Objekts oder des umgebenden Mediums werden automatisch derart angepasst, dass sie in jeder Arbeitsetappe optimal sind.
  • Das Objekt ist in Teile zu zerlegen, die zueinander beweglich oder verstellbar sind.

Beispiele:

Nockenwellenversteller: Ein Nockenwellenversteller passt die Zeitpunkte zum Öffnen und Schließen der Ventile im Verbrennungsmotor dynamisch und abhängig von der Motordrehzahl an. Dadurch wird eine optimale Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie erreicht.

Trinkhalm mit flexiblem Gelenk: Trinkhalme mit flexiblem Gelenk können zum Trinken abgeknickt werden und sind so komfortabler. In der Verpackung sind gerade und beanspruchen so weniger Platz.

Innovationsprinzip 19: Periodische Wirkung


Beschreibung:

  • Von der kontinuierlichen Wirkung ist zur periodischen (Impulswirkung) überzugehen.
  • Wenn die Wirkung bereits periodisch erfolgt, ist die Periodizität zu verändern.
  • Die Pausen zwischen den Impulsen sind für eine andere Wirkung auszunutzen.

Beispiele:

Ventiltrieb: Für eine homogene Verbrennung eines Verbrennungsmotors ist das periodische Betätigen der Einlass- und Auslassventile notwendig.

Auto-Blinker: Durch periodisches Aufleuchten erregt ein Blinker mehr Aufmerksamkeit, als wenn er nur kontinuierlich leuchten würde.

Innovationsprinzip 21: Prinzip des Durcheilens (Überspringen)


Beschreibung:

  • Der Prozess oder einzelne seiner Etappen, z.B. schädliche oder gefährliche, sind sehr schnell, mit hoher Geschwindigkeit durchzuführen.
  • Die Geschwindigkeit oder die Leistung eines Prozesses ist sprunghaft zu erhöhen. Dadurch können dem System neue nützliche Eigenschaften verliehen werden.

Beispiel:

Martensitisches Gefüge: Beim martensitischen Härten von Stählen wird der Werkstoff so schnell abgekühlt, dass die Kohlenstoffatome keine Zeit haben zu diffundieren. Durch die so erreichte Zwangslösung des Kohlenstoffs entsteht ein sehr hartes martensitisches Gefüge.

Innovationsprinzip 22: Umwandlung von Schädlichem in Nützliches


Beschreibung:

  • Schädliche Faktoren oder schädliche Einwirkung der Umgebung sind für das Erzielen eines positiven Effekts zu nutzen.
  • Ein schädlicher Faktor ist durch Überlagerung oder Verbindung mit anderen schädlichen Faktoren zu beseitigen.

Beispiele:

Zweimassenschwungrad: Das Zweimassenschwungrad neutralisiert durch mit einem Feder-Dämpfer-System verbundene Gewichte schädliche Schwingungen aus dem Motor eines Kfz und schützt so das Getriebe vor Schaden. Dabei erzeugt es variabel Gegenschwingungen, die die schädlichen Vibrationen neutralisieren.

Virus: Bei bestimmten Impfungen werden dem Patienten geringe Dosen eines eigentlich schädlichen Krankheitserregers verabreicht. Der Körper ist dadurch in der Lage Antikörper gegen den Erreger zu entwickeln und wird so gegen den Erreger immun.

Innovationsprinzip 23: Rückkopplung (Feedback)


Beschreibung:

  • Es ist eine Rückkopplung einzuführen.
  • Falls eine Rückkopplung vorhanden ist, ist sie zu verändern.
  • Die Steuerbarkeit und der Automatisierungsgrad des Systems sind zu erhöhen.

Beispiele:

FAG Velomatic: Indem die Velomatic Beschleunigung und Neigung misst, kann die FAG Velomatic Schaltvorgänge beim Fahrrad oder Pedelec automatisieren.

Heizungsthermostat: Ein Heizungsthermostat regelt die Temperatur in einem Raum, indem es die Heizung bei bestimmten Temperaturen an und abschaltet.

Innovationsprinzip 26: Kopieren


Beschreibung:

  • Anstelle eines unzugänglichen, komplizierten, kostspieligen, schlecht handhabbaren oder zerbrechlichen Objekts sind vereinfachte und billige Kopien zu benutzen.
  • Das Objekt oder das System von Objekten ist durch seine optischen Kopien (Abbildungen, Hologramme) zu ersetzen.

Beispiele:

3D-Druckmodell eine Motorblocks: Prototypen von Produkten können hohe Kosten verursachen, weil zuerst eine Gussform erstellt werden muss. Um diese Kosten zu vermeiden kann der Prototyp auch mit einem günstigeren 3D-Druckverfahren hergestellt werden.

Crashtestdummy: Um die Sicherheit von Fahrzeugen zu testen werden Dummies als vereinfachte Kopie eines Menschen verwendet. An den Dummies kann gemessen werden, welche Verletzungen ein Mensch erfahren hätte.


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Im nächsten Beitrag wird das Vorgehen agileTRIZ für einfachere Probleme vorgestellt.

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Dr. Bruno Scherb

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